Tätigkeitsgesellschaft

TÄTIGKEITSGESELLSCHAFT STATT ZWANGSARBEIT (Art 8)

Um unsere Mitmenschen mit den notwendigen Gütern zu versorgen, brauchen wir nicht mehr jeden einzelnen der Gesellschaft. Ob im Agrarbereich, der Medizin oder in der Industrie, fest steht, dass wir mit der immer stärker fortschreitenden Automatisierung und insbesondere mit dem 'Internet der Dinge' Produktivitätssteigerungen bis zu 30 Prozent erzielen können. Experten schätzen, dass der Arbeitsplatzabbau in den nächsten Jahren zwischen 30 und 60 Prozent liegen wird. So ist der Mensch hinsichtlich Effektivität und Effizienz längst mit der Maschine in den direkten Wettbewerb getreten.

Trotz dieser Erkenntnisse wird immer noch eine protestantische Arbeitsethik aufrecht erhalten, die man – so wie sie heute ausgestaltet ist – durchaus mit der Weltanschauung eines Ron Hubbard in Verbindung bringen könnte. Mit der Hartz-IV-Gesetzgebung, jetzt sogenanntes ,,Bürgergeld", wurde ein Teil der Bevölkerung über die Bedürftigkeitsprüfung nicht nur enteignet, sondern auch mit einem bürokratischen Repressionssystem überzogen, das erheblich mit der von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) verabschiedeten Konvention von 1957 kollidieren dürfte. Demnach verbietet die ILO den Einsatz von Zwangsarbeit

- als Mittel politischen Zwanges oder politischer Erziehung;
- oder als Strafe gegenüber Personen, die gewisse politische Ansichten haben oder äußern oder die ihre
ideologische Gegnerschaft gegen die bestehende politische, soziale oder wirtschaftliche Ordnung
bekunden;
- als Methode der Rekrutierung und Verwendung von Arbeitskräften für Zwecke der wirtschaftlichen
Entwicklung;
- als Maßnahme der Arbeitsdisziplin;
- als Strafe für die Teilnahme an Streiks;
- als Maßnahme rassischer, sozialer, nationaler oder religiöser Diskriminierung.

Es stellt sich somit die Frage, ob die heutige extrem ideologisch ausgerichtete Arbeitsmarktpolitik nicht gänzlich als verfassungswidrig einzustufen wäre.

Wenn wir unsere Gesellschaft zukunftsorientiert gestalten wollen, müssen wir uns zu einer selbstbewussten Tätigkeitsgesellschaft entwickeln, in der der Mensch über der Maschine steht. Welche Technologien bis hin zur KI wollen wir als Gesellschaft, welche möglicherweise nicht. Der animal laborans hat ausgedient; es lebe der zóon politikón. Der Mensch als politisches Wesen. Die Aufgaben unserer Gesellschaft sind vielfältig; die Epoche der industriellen Revolution gehört der Vergangenheit an. Intelligente Systeme geben uns heute jedoch bereits wieder die Chance, kleinteiligere und regionale Manufakturen zu errichten. Mit weiterentwickelten und künftig preiswerteren 3-D-Verfahren könnte selbst der bereits vergessene "Tante-Emma-Laden" eine Renaissance erleben.

Die Politik hingegen fährt eine gänzlich andere Schiene: Sie will das "Volk" am Rande der Gesellschaft zwangsverwalten. Gefördert wird ausschließlich die Finanzindustrie. Je größer die Unternehmens-konzentration, desto höher die Beteiligungen und Aktienpakete. Die Produktion von Gütern ist dabei längst schon fast zur Nebensache geworden. Innovationen, die die Ruhe stören könnten, verschwinden in den Schubladen der Weltkonzerne. Würden diese Kapitalanhäufungen den Bürgern nur ansatzweise zur Verfügung stehen, wie viele neue und zusätzliche Betätigungsfelder könnten wir schaffen, die jetzt chronisch unterversorgt sind. Hierzu gehören beispielsweise die Bereiche der Ökologie, Bildung, Kinderbetreuung, Kunst, Kultur, Gesundheit, Pflege, neues und kleinteiliges Unternehmertum auf allen Ebenen.

Daher ist es jetzt an der Zeit, neue Strukturen zu schaffen und unsere Gesellschaft von "Arbeit im Sinne früherer Generationen" schnellstmöglich abzukoppeln. Dabei ist eine Selbstreflektion stets hilfreich:

1.) Paul Lafargue brachte es auf den Punkt, indem er ausführte: "Eine seltsame Sucht beherrscht die Arbeiterklasse aller Länder, in denen die kapitalistische Zivilisation herrscht, eine Sucht, die das in der modernen Gesellschaft herrschenden Einzel- und Massenelend zur Folge hat. Es ist die Liebe zur Arbeit, die rasende, bis zur Erschöpfung der Individuen gehende Arbeitssucht." Warum zählt also nicht der gesamtgesellschaftliche Erfolg und warum befreien wir uns nicht von diesen Zwängen?

2.) Geld wird heute bereits eher in Computern erzeugt als gedruckt. Warum sollten wir dann zur bloßen Erzeugung von Kapital wertvolle Menschen und Ressourcen verbrauchen? Denn nichts anderes beinhaltet der quantitative Wachstumsgedanke.

Wir müssen uns auf ein sinnvolles wirtschaftliches Handeln zurückbesinnen, indem wir eine Tätigkeitsgesellschaft schaffen, die den Menschen und dem Wohle der Gesellschaft dient. Um Innovationen von und für Menschen möglich zu machen und den homo oeconomicus neu zu beleben, benötigen wir ein universelles, personenbezogenes, existenzsicherndes und vorausetzungsloses Grundeinkommen.