RECHT AUF GEMEINGÜTER (Art 20)
Die derzeit vertretene Wachstumstheorie sieht noch immer die Zunahme des Bruttoinlandsproduktes (BIP) als das Maß aller Dinge an. Dabei ist diese Betrachtungsweise höchst einseitig ausgerichtet. Das Bruttoinlandsprodukt bildet lediglich Produktionszahlen und Geldflüsse ab. Dabei ist es völlig gleich, ob diese produzierten Güter zum Gemeinwohl beigetragen oder wertvolle Ressourcen zerstört haben. Der gesellschaftliche Wohlstand wird hierbei nicht erfasst.
Am Beispiel Brasiliens, das über ein novelliertes Waldgesetz gewaltige Flächen für die Abholzung freigibt, ist dies leicht zu erklären. Die geplanten Abholzungen umfassen die Fläche Spaniens und dürften sich zu einer globalen CO2-Bombe entwickeln.
Würden wir einmal am Beispiel der Holzindustrie eine neue mikro- und makroökonomische Betrachtungsweise zugrundelegen, stoßen wir automatisch auf nachfolgende Fragen:
- Ist es vertretbar, dass Naturschätze oder Ressourcen privatisiert und zu wirtschaftlichen Zwecken
"verarbeitet" werden, ohne die "Welt" mit einzubinden?
- Gehören die Lebensgrundlagen dieser Erde nicht allen Menschen?
- Wieviel Holz bzw. wieviele Bäume werden benötigt, um ein Möbelstück herstellen zu können?
- Wieviel Jahre hat der Baum "gelebt", bis er gefällt wurde?
- Wieviel Jahre wird es dauern, bis dieser Baum, der gefällt wurde, die gleiche Größe erreicht hat?
- Wie bepreisen wir den Verlust pro Jahr?
- Welche Wertebilanz erhält ein Möbelstück, wenn man dessen Nutzungsdauer in Relation zur
Wachstums- und Lebensdauer eines Baumes stellen würde?
- Wäre die Einführung einer Ressourcenabgabe nicht sogar gerechtfertigt, ja unabdingbar?
"Wirtschaft oder Ökonomie ist die Gesamtheit aller Einrichtungen und Handlungen, die der planvollen Deckung des menschlichen Bedarfs dienen", so steht es im Lehrbuch. Wieviel Bäume würden noch gefällt und zu Möbelstücken verarbeitet werden, würden wir bei diesem Beispiel obige Überlegungen in die Kalkulationsgrundlagen mit einfließen lassen?
Würden wir unter dieser Betrachtungsweise nicht sogar wieder zum ursprünglichen Gedanken des Lehrbuches zurückkehren?
Wie würde sich unsere volkswirtschaftliche Gesamtrechnung und unser BIP darstellen, wenn wir die Verbesserung des Klimas, die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen vor Ort durch eine intakte Umwelt, die Erhaltung von Flora und Fauna und den Erhalt der Ressourcen für die kommenden Generationen bewerten würden? Welchen Vorteil erbringt also der Baum, der nicht abgeholzt wird?
Wie würde unsere volkswirtschaftliche Gesamtechnung und das BIP aussehen, würden wir den Verlust von Ressourcen und die Zerstörung der Lebensbedingungen für die jetzigen und nachkommenden Generationen bewerten? Was kostet die Luft, wenn der Schadstoffausstoß die Lebensbilanz des Menschen negativ beeinflusst und welchen Preis verlangen die Bürger hierfür?
Die oben genannte beispielhafte Betrachtungsweise soll dazu führen, dass die Lösung für viele gesellschaftliche, finanzpolitische und Umweltprobleme nur die sein kann, bestimmte Verhaltensweisen und Einstellungen der Vergangenheit aufzugeben und "dem Markt" zu entziehen.